Mein Name ist Fatuma Nabosu, ich bin eine junge Frau aus Kenia und lebe in Hamburg, Deutschland. Obwohl ich mich als Kenianerin verstehe, habe ich mich mit anderen Frauen aus der ganzen Welt zusammengeschlossen, um für die Rechte von Mädchen und Frauen zu kämpfen, indem ich mich entschieden gegen die weibliche Genitalverstümmelung (FGM) wende.
Als Betroffene von weiblicher Genitalverstümmelung habe ich vor langer Zeit begonnen, mich dagegen zu engagieren.Ich wurde in Marsabit County im Norden Kenias geboren und wuchs bei meinen Eltern im Dorf Loiyangalani an der Küste des Turkanasees auf. Sie gehören zur Ethnie der Rendille, die zu den Kuschitisch sprechenden Stämmen gehört. Manchmal bezeichnen wir uns als die „Träger des Stabes Gottes“, weil wir das Paschafest „Sorio“ aus dem Alten Testament feiern.Es ist ein Glück, als Rendille geboren zu sein. Ich liebe die Menschen dort und unsere Kultur! Das ist meine Identität.
Andererseits bin ich mit Teilen meiner Kultur, die das Leben der Frauen dort bestimmt, nicht einverstanden.
Zum Beispiel bin ich radikal gegen FGM (weibliche Genitalverstümmelung), gegen Kinderehen, gegen Kinderarbeit, weil das gegen die Menschenrechte von Frauen verstößt.
Wenn es etwas gibt, was ich als Betroffene von FGM nie vergessen werde, dann ist es das, was an jenem Abend begann, als ich sechs Jahre alt war, und man mich losschickte, um drei Rasierklingen zu kaufen. Am nächsten Morgen gegen 7.30 Uhr wurden sie gegen mich eingesetzt. Die meisten im Dorf waren zu dieser Zeit schon wach, und mehr als dreißig Frauen und Männer saßen vor unserem Haus und warteten darauf, mir und meinen beiden Schwestern, die vier und fünf Jahre alt waren, zwischen die Beine zu schauen und zu sehen, wie eine alte Frau aus dem Nachbardorf uns die Klitoris abschneiden würde. Stellen Sie sich meine Schwestern und mich vor, wie wir mit gespreizten Beinen auf dem Boden saßen und alle auf unsere Genitalien starrten. Wir mussten nicht nur den Schmerz ertragen, sondern auch Dinge von den Zuschauern hören wie: “Oh, sie ist noch Jungfrau” und vieles mehr.
Fatuma Nabosu (ganz links im Bild) auf einer Demonstration gegen weibliche Genitalverstümmelung 2024 in Bremen
Da ich der älteste von uns dreien war, sollte ich nach der Tradition als erster beschnitten werden. Als die alte Frau sich mit der scharfen Rasierklinge meiner Klitoris näherte und anfing, sie abzuschneiden, spürte ich den Schmerz tief in meinem Herzen, der auch heute, 35 Jahre später, noch sehr präsent in meiner Erinnerung ist. Heute bin ich selbst Mutter von zwei Kindern. Die Geburt meiner Kinder war äußerst schwierig, und ich habe sie unter unsäglichen, die Sinne betäubenden Schmerzen zur Welt gebracht. Die Genitalverstümmelung ist aber in meinem Alltag immer noch präsent und nicht zu vergessen. Die Beschneidung selbst hatte für mich schwerwiegende Folgen: Exzessive Blutungen, Erbrechen. Ich hatte das Gefühl, dass sich Dornen immer tiefer in meinen Körper bohren. Nach zwei Wochen durften wir zum ersten Mal wieder nach draußen. Ich erinnere mich, wie meine Freundinnen, mit denen ich spielte, auf meine Beine zeigten, die dick und braun waren. Ich selbst hatte das noch gar nicht gesehen, so naiv war ich.
Dann wurde ich älter, ein junges Mädchen, und begann zu begreifen, was mir meine Freundinnen erzählt hatten: Durch innere Blutungen nach der Beschneidung waren meine Beine noch lange geschwollen gewesen.
All diese Erfahrungen haben mich letztendlich stark gemacht. Seit 2014 bin ich in Hamburg und arbeite dort heute mit vielen anderen Frauen gegen FGM. Mein großer Traum, ein Mädchenschutzzentrum in meinem Dorf zu errichten, beginnt mittlerweile Wirklichkeit zu werden. Verfolgen Sie die Entstehung meines Traumes auf dieser Internetseite. All meine schmerzhaften Erfahrungen sind der Grund, warum ich meine Stimme erhebe. Ich sage: „FGM – lasst es mit mir enden“.
Ich und meine Mitkämpferinnen und Mitkämpfer wären Ihnen für Ihre Unterstützung sehr dankbar und wir würden es sehr schätzen, wenn Sie uns helfen könnten, unsere Träume zu verwirklichen, Mädchen in meinem Ort ein sicheres Zuhause und eine Ausbildung zu ermöglichen.